La Strada - die Strasse. La donna - die Frau. La Vespa - die Vespa! Und zwar die GTS 300 Super. Alles sehr stimmig bei den ItalienerInnen! ...lesen Sie was Guido Gluschitsch dazu zu sagen hat.

Foto:derStandard/Grabner

Die 300er-Vespa ist so was von cool, dass italienisches Eis im Handschuhfach eigentlich gar nie auftauen dürfte. Da pracken Erinnerungen an Dolce Far Niente in Lignano, Rom, Neapel und ganz Sizilien auf die Wochentagsdepression ein, dass diese schneller verschwindet als der Schlüssel im Zündschloss. Und wenn die Wespe erst einmal rennert wird, dann wird das Dolce Far Niente zum Dolce Vita, weil dann wird italienische Roller-Renngeschichte geschrieben.

Foto:derStandard/Grabner

Der laszive Dreh am Gasgriff wird mit ordentlichem Vortrieb belohnt. Das 300er-Häferl leistet 22 PS und dreht mit 22,3 Nm. Das heißt, es reißt einen wie von der Wespe gestochen von der Ampel weg. Schneller sind nur Motorräder, deren Piloten den Gasgriff würgen wie Joe Satriani den Gitarrenhals. Manchen ist es wichtig, nicht von einem Roller verblasen zu werden, schon gar von einem 125er-Roller.

Foto:derStandard/Grabner

Und das ist das Gemeine an der Vespa. Man sieht auf den ersten Blick nicht gleich, dass es sich um die GTS 300 Super handelt, die einen gerade im Stadtverkehr so schwer demütigt, dass die Akrapovic-Endrohre auf der Varadero auf einmal schüchtern säuseln wie der Ehebrecher in flagranti – wo immer dieser italienische Ort auch daheim ist. Daheim, ach ja.

Foto:derStandard/Grabner

Daheim wird Bella Italia auch groß geschrieben. Zum Frühstück gibt es Pasta, zu trinken den ganzen Tag nur Espresso, der schon drei Häferl durchschlagen hat, und im DVD-Player liegen nur Filme von Bud Spencer und Terence Hill, äh, ich meine Federico Fellini. Egal. Eine Vespa GTS 300 Super verwechselt daheim niemand mit einem „weil ich sonst die Öffis nehmen muss“-Roller.

Foto:derStandard/Grabner

>>> Der Drachenbändiger geht in „Putz-Lehre“

Der schwarze Drache in meinem Bau weiß sofort, was gespielt wird. Es ist ein fieses Ablenkungsmanöver, mit dem der Drache mir den Schlüssel entreißt. Ein Augenaufschlag wie ein Sonnenaufgang, die Aufforderung die Hosen auszuziehen und der Vespaschlüssel ist Drachenspielzeug. So war das nicht gedacht. Da zieht der Drache den Schlüssel galant aus meiner Hosentasche und wirft mir das Beinkleid zurück: „Die kannst bei der Gelegenheit gleich waschen...“

Foto:derStandard/Grabner

Zuerst renn ich aber beiden hinterher – Drachen und Vespaschlüssel. Aber alle Rettungsversuche scheitern. Eine entführte GTS 300 Super kann ein Znirchterl wie ich mit bloßer Muskelkraft nicht zurück halten. Den Drachen auf der Wespe ziehen lassen oder in den Asphalt beißen und nie wieder Probleme mit den Schneidezähnen? Ich bin ja vernünftig. Der Klügere gibt nach.

Foto:derStandard/Grabner

148 trockene Kilogramm Roller lassen sich von Argumenten wie „Ich halte so lange die Luft an, bis...“ nicht beeindrucken. Der schwarze Drachen sowieso nicht. Der wirft mir zum Abschied noch ein herzliches „Und wenn du blau bist wie ein Schlumpf, dann hupf in den Supermarkt und hol Servietten in genau dem Farbton. Und dann hast Putzdienst!“

Foto:derStandard/Grabner

Es hat Stunden gedauert, bis ich den Drachen und die Wespe wieder sah. Eine Hälfte des Duos war guter Laune, die andere war leer wie der frische Staubsaugerbeutel, den ich gerade in den Saugstauber fitzelte. Mit den neun Litern Sprit kann man sich also besser unterhalten als mit Hausstaubmilben. „Herrlich, die Vespa! So fesch! So stark! So italienisch! Ich glaub, du machst jetzt die Brot-und-Wasser-Diät.“ „Was? Wieso? Wie lange?“ „5.199 Euro lang!“

Foto:derStandard/Grabner

Gegen Scheibenbremsen vorne und hinten, den Flair des Südens, das feine Drehmoment und die damit verbundene neue Fröhlichkeit im Drachenreich konnte ich mit dem Argument, dass die Vespa auf viel zu kleinen Radeln rollt, nicht ankommen. Und wer sich jetzt Sorgen um meine Verdauung macht: Das ist nicht notwendig, denn nur frisches Brot bläht, während altes angeblich gut für die Zähne ist. Und abgestandenes Wasser ist eh nicht kalt.

(Text: Guido Gluschitsch; Fotos: Wolf-Dieter „Graf Foto“ Grabner)

Guido Gluschitsch ist Chefredakteur von www.motorradnet.at.