Gefoulter beim Elfer: Forscher gegen Franz-Gesetz

Fehlschütze Arjen Robben muss sich keine Gedanken machen - laut Statistik kann auch der Gefoulte antreten: Hier lesen Sie alles über Elfmeter.
| Thomas Becker
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München - Arjen Robben muss sich keine Gedanken machen. Außer, dass er den Elfmeter in Dortmund verschossen hat, hat er nichts falsch gemacht und auch kein Gesetz gebrochen, wie TV-Experte Franz Beckenbauer gemutmaßt hatte. Der Holländer hat höchstens gegen einen Mythos, einen Aberglauben, eine Trainerweisheit verstoßen, die da heißt: „Der gefoulte Spieler sollte niemals schießen.” Die Wissenschaft sagt jedoch: alles Quatsch!

Die Mär vom Gefoulten, der nicht schießen soll, ist alt, niemandem zuzuordnen, hält sich aber bis in die Neuzeit. Wer weiß, ob Deutschland 1990 Weltmeister geworden wäre, hätte sich Rudi Völler als Gefoulter im Finale gegen Argentinien nicht daran gehalten. Und da Lothar Matthäus angeblich die neuen Schuhe drückten, wurde Schütze Nummer drei zum Helden: Andreas Brehme. Aber zurück zur Wissenschaft.

Vier von fünf Elfmetern landen innerhalb von nur 0,3 Sekunden im Tor, bei Weltmeisterschaften liegt die Quote sogar noch höher. Im Rahmen einer empirischen Untersuchung (alle 835 Bundesliga-Elfmeter von 229 verschiedenen Schützen aus 30 Vereinen von August 1993 bis Februar 2005) hat Dr. Oliver Kuß von der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg herausgefunden, dass die Erfolgsquote bei Selbstausführung bei 72,6 Prozent liegt und bei Fremdausführung bei 74,6 Prozent. Das liege „im Rahmen der zufälligen Schwankung”, insofern lautet sein Fazit: „Es ist egal, ob der Gefoulte selber schießt oder nicht!”

Das sagte sich auch Michael Preetz, der Rekordtorjäger von Hertha BSC. Er darf als „Selbstausführ-Spezialist” gelten: Bei vier von fünf seiner verwandelten Elfmeter war er selbst gefoult worden. Bomber Gerd Müller dagegen verschoss zwölf seiner 63 Strafstöße und war dabei sicherlich mehr als einmal der Gefoulte. Die beste Quote der Liga hat immer noch der Hamburger Manfred Kaltz (53 von 60), die schwächste Manfred Pohlschmidt, der in den 60ern für Schalke und den HSV sechs von acht Elfern verschoss.

Das wird Arjen Robben wohl nicht passieren. Aber: Wird er auch den nächsten Strafstoß schießen? Vielleicht schon im nächsten Vor-Endspiel am kommenden Dienstag gegen Real Madrid? Der Bremer Michael Kutzop, der wohl berühmteste Fehl-Schütze der Liga-Geschichte, hatte im April 1986 sehr lange an seinem meisterschaftsentscheidenden Pfostenschuss zu knabbern.

In der Regel gibt es unter Jupp Heynckes eine Elfmeterschützen-Hierarchie: Robben, Gomez, Schweinsteiger. Beim Elferschießen im Pokal-Halbfinale in Gladbach traten zudem noch David Alaba und Philipp Lahm an. Bei Vorgänger Louis van Gaal war die Hierarchie nicht so klar, nur in einer Hinsicht: Wer verschießt, muss sich wieder hinten anstellen! 

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