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Geburtstag

Happy Birthday, Marzahn!

BZ-Reporter Konstantin Marrach ist in Marzahn aufgewachsen und sagt heute: "Ich bleibe diesem Bezirk treu."
BZ-Reporter Konstantin Marrach ist in Marzahn aufgewachsen und sagt heute: "Ich bleibe diesem Bezirk treu." Foto: © Olaf Selchow

Berlins jüngster Bezirk feiert seinen 30. Geburtstag. BZ-Reporter Konstantin Marrach gratuliert.

Graue Platte, mit Graffiti besprühte Spielplätze, Menschen mit Bierflaschen vor abrissreifen Kaufhallen. So beschrieb mir ein Bekannter aus Stuttgart, wie er sich meinen Bezirk vorstellt. Doch Marzahn ist anders.

Der Bezirk (249 897 Einwohner, 13,2 Prozent arbeitslos), der gestern seinen 30. Geburtstag feierte, ist seit meiner Geburt vor 25 Jahren meine Heimat. Und ich werde ihm treu bleiben. Warum? Weil ich hier groß geworden bin, auf der fast zerfallenen S-Bahnbrücke Marzahn das erste Mädchen küsste, hier mein Abitur machte, mich in meine Freundin Franzi verliebte.

Dass ich inmitten von Plattenbauten aufgewachsen bin, hat mich nie gestört. Wir hatten drei Zimmer, Balkon, Zentralheizung im zehnten Stock, in der Ferne der Alex. Besser als die Wohnung, die meine Eltern vor meiner Geburt in Köpenick bewohnten: anderthalb Zimmer, Ofenheizung.

Die Platte hat mich nie depressiv gemacht. Im Gegenteil: Ich erinnere mich an eine Kindheit zwischen so vielen Bäumen, Parks, Spielplätzen, wie ich sie später in kaum einem anderen Bezirk entdeckt habe. Oft spaziere ich auch durch Alt-Marzahn. Ein Dorf mit Kleingärten, Backsteinbauten, Windmühle und Kirche.

Und ich liebe die Warmherzigkeit der Marzahner! So wurde ich als 6-Jähriger von meiner Mutter zum Konsum geschickt, sollte Chicorée kaufen, griff aber Porree, an der Kasse fehlten mir dann 50 Pfennig. Die Kassiererin sagte nur: "Na ausnahmsweese, Kleener, ick schenk it dir."

Es gilt, viele Vorurteile zu entkräften. So laufen hier keineswegs nur aufgedonnerte "Cindys aus Marzahn" herum, die mit 25 den Wortschatz einer Sechsjährigen haben. Viele meiner Kumpels haben studiert und arbeiten in leitenden Funktionen bei Computerfirmen. Allerdings, vieles, an was ich mich von früher erinnere, gibt es heute nicht mehr. Mein Gymnasium wurde abgerissen. Die Imbiss-Bude, in der ich mit acht meine erste Portion Pommes aß, hat dichtgemacht. Dafür gibt es neue Cafés, einen Biergarten, das Shopping-Center Eastgate.

Und auch heute noch, wenn ich nach einem erlebnisreichen Tag bei der B.Z. nach Hause fahre, freue ich mich, die vertraute Silhouette am Horizont zu sehen: die Pyramide, das Tor zu Marzahn. Hier ist mein Zuhause.

Happy Birthday, Marzahn!

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