Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Die Kinder der Kassiererin

Bayern hat die Studiengebühren abgeschafft, und immer (und ausschließlich dann), wenn es um die Studiumsgebühr geht, erinnert sich die Herrschaft mitfühlend an die gesamtideelle Supermarktangestellte: „Die eigentliche Frage ist damit, warum die Lidl-Kassiererin, deren Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit nie an die Uni kommen, das Studium des Chefarzt- (oder meinetwegen Kolumnisten-) Nachwuchses finanzieren soll, der genug Geld hätte, einen Teil davon selber zu bezahlen.“ Der Jan Fleischhauer, der diese Meinung hier aufwärmt, ist immerhin so ehrlich, seine Ansicht mit der Klassengesellschaft zu begründen, die für die Proleten und ihre Brut ein Studium halt nicht vorsieht: „Der Hochschulbesuch ist nach wie vor ein Selbstrekrutierungsprogramm der gesellschaftlichen Elite, daran haben alle Reformen der vergangenen Jahre wenig ändern können. Das arme Arbeiterkind, das auf jeder Demonstration gegen die Studiengebühr eine Riesenrolle spielt, mag es in der Theorie geben. Wenn nach der Demo im Hörsaal die Türen zugehen, sind die Bürgersöhne und Bürgertöchter wieder weitgehend unter sich.“ Weswegen, dies der Schluß, nur fair ist, wenn auch nur die für eine Leistung zahlen, die sie auch in Anspruch nehmen und später, als Anwälte, Chefärzte oder Meinungsaufsager bei „Spiegel online“, nicht unerheblich davon profitierten.

"Heißt es nicht allgemein: Besitz ist das halbe Recht; einerlei, wie einer in den Besitz gelangt ist? Oft ist Besitz sogar das ganze Recht." Melville, 1851

Was aber so sagenhaft sozial klingt, ist das Gegenteil: Wer Studiengebühren verteidigt, weil die Unterschicht eh nicht studiert, der verabschiedet sich ganz offiziell von dem Gedanken, sie solle es können dürfen. Und weil auch das Gymnasium nach wie vor ein Selbstrekrutierungsprogramm der gesellschaftlichen Elite ist und die Bürgersöhne und -töchter weitgehend unter sich läßt, wäre die Wiedereinführung des Schulgelds nur konsequent. Denn warum soll die Lidl-Kassiererin, deren Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit nie aufs Gymnasium kommen, den Bürgerkindern das Abitur bezahlen? Höhere Formalbildung wäre dann wieder dort, wo sie vor hundert Jahren war, als die kleinen Leute ihre Kinder nur mit Glück und Pfarrers Hilfe auf die Lateinschule kriegten. Aber retro ist ja Trend.

Wer den Mehrwert schafft, ist es gewohnt, daß er das bereitstellt, was die anderen verfressen; eben so funktioniert der Laden ja. Dessen kleine Angestellte so scheinheilig wie punktuell davon zu entbinden ist nichts als das Eigeninteresse, das gerne zahlt, wenn es weiß, was es dafür bekommt: Denn wo's zu viele Anwälte und zu wenige Facharbeiter hat, ist es doch wirklich Quatsch, die Kinder vom Personal auf die Uni zu lassen. Unsere haben es doch so schon schwer genug.

("Was ist heute noch konservativ?" fragt die SZ. Frage beantwortet.)




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg